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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 49

1877 - Oldenburg : Stalling
- 49 V. Griechenlands Erbebung und Wiedergeburt. Nuland und die Trkei. Durch die Eroberung Konstantinopels (1453) hatte das bildungsfeindliche Volk der Osmanen den Sdosten Europas in Besitz genommen und sich in die Reihe der europischen Staaten eingezwngt. Aber die beiden Volkselemente, Er-oberer und Besiegte, waren niemals zu einem eigentlichen Staate verschmolzen: sie blieben getrennt durch Religion, Sprache, Sitte und Charakter; Barbarei und Despotismus aus der einen Seite, Freiheitsdrang und Bildungstrieb auf der anderen muten sich gegenseitig abstoen. Mehr als viertehalb Jahrhunderte seufzten die Griechen, die, wenn auch mit Elementen slavischer Stmme vermischt, doch zum Theil als unmittelbare Nachkommen der Hellenen zu betrachten sind, unter trkischem Joche. Alles Rechtsschutzes beraubt, sahen sie Frauen und Tchter, Hab' und Gut der rohen Gewalt preisgegeben, ohne da das Freiheitsstreben in ihnen erloschen wre. Die Geschichte erwhnt mancher Befreiungsversuche des unglcklichen Volkes, das, oft ein Opfer tuschender Ver-sprechungen und trgerischer Hlfe, seine Erhebungen stets unter schrecklichen Folgen scheitern sah, den Blick bald nach dem glaubensverwandten Rußland, bald nach dem in ver-jngter Kraft erstehenden Frankreich und seinem jugendlichen Helden Bonaparte gerichtet. Im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts fate der Kaufmann Rhigas, aus Pher in Thessalien gebrtig und in Bukarest ansssig, ein Freund der abendlndischen Literatur, den khnen Gedanken, sein unterdrcktes Vaterland vom trkischen Joche zu befreien. Seine Hoffnungen waren dabei auf Bonaparte gerichtet, in dem damals noch viele Zeitgenossen den Vorkmpfer der Freiheit erblickten. Rhigas begab sich nach Wien, um die dort wohnenden Griechen fr seinen Plan zu gewinnen, von da nach Trieft, um mit Bona-parte persnlich zu unterhandeln. Aber ein feiger Freund verrieth ihn der streichischen Regierung, die in Rhigas nur einen unruhigen Kopf" sah und ihn seinem rechtmigen Herrn", dem Sultan, auslieferte. In Belgrad erlitt Rhigas eine entsetzliche Todesstrafe: er wurde zwischen zwei Brettern Stacke, neueste Geschichte 3. Aufl. 4

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 56

1877 - Oldenburg : Stalling
stantin Kanaris und Georg Papinis mit 43 Freiwilligen einen feierlichen Schwur thaten, diese Blutschuld zu rchen. Der Kapudan Pascha lag nach seiner grauenvollen That im Hafen von Chios vor Anker, den groen Bairam zu feiern, als die Griechen, die sich dem Tode geweiht, in der Nacht auf den 19. Juni 1822 auf drei kleinen Schiffen heransegelten. Sie fuhren unter fremder Flagge, man lie sie ruhig unter der trkischen Flotte liegen. Nachts nherte sich Kanaris mit seinem Brander dem Admiralschiff, das sofort Feuer fing, während die beiden anderen sich an zwei trkische Linienschiffe hingen. Da war bald alles Lschen vergeblich: das Feuer, ergriff die Pulverkammer des Admiralschiffs, und unter entsetzlichem Krachen flog es in die Luft. Tdtlich verwundet kam der Kapudan Pascha selbst auf Trmmern ans Land und gab bald den Geist auf. Die beiden anderen Linien-schiffe sanken in den Meeresgrund, der Rest der trkischen Flotte floh. Die khnen Griechen kamen unter Siegeshymnen und Dankgebet nach Jpsara, um selbst die Kunde des gelun-gelten Wagestcks zu berbringen. Inzwischen hatte sich der Krieg auch der das eigentliche Griechenland verbreitet. Athen war nach einer 14monatlichen Belagerung in die Hnde der Griechen gefallen, die Einflle trkischer Schaaren im Osten waren glcklich zurckgeschlagen, aber im Westen, auf dem Boden des alten Akarnaniens, wo Maurokordatos und Markos Bozzaris anfangs mit Glck fochten, entspann sich ein hartnckiger und blutiger Kampf. Das Treffen bei Peta, in der Nhe von Arta (16. Juli 1824), ging trotz der heldenmtigen Tapferkeit der Philhellenen durch den Benrath eines Huptlings verloren, und General Normamt ging verwundet nach Missolunghi, wohin sich die Reste der geschlagenen Truppen zurckzogen. Missolunghi in Aetolien am Busen von Patras wurde im September 1822 von Pascha Omer Vrione angegriffen und Maurokordatos darin eingeschlossen. Dieser vertheidigte sich auf das Tapferste, zugleich waren die Griechen auch im Peloponnes glcklich, so da Omer die Belagerung aufheben mute, obgleich der neue Kapudan Pascha, Kara Mehemed, den Platz auch zur See blokirt hatte. Im October 1823 nahte Omer mit einem neuen Heere gegen Missolunghi heran,

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 50

1877 - Oldenburg : Stalling
50 zersgt und der zerstckelte Leichnam in die Donau geworfen (1798). Das Verzeichni seiner Mitverschworenen hatte er vorher verschluckt, damit es den Feinden nicht in die Hnde fiele. Die letzten Worte des Unglcklichen waren: Die Saat habe ich ausgeset, und die Zeit mu kommen, wo mein Volk die se Frucht ernten wird!" Und die Saat keimte im Stillen.*) Um das Jahr 1814 bildete sich der Verein der Philomusen, dessen Zweck war, das unter dem Drucke der Knechtschaft verkmmerte Volk durch christliche Sittigung und hhere Geistesbildung zu heben und zu frdern, wie auf dem Bundessiegel die Nachteule und der einen Knaben tragende Chiron, das Symbol der Erziehung bei den alten Hellenen, sinnvoll andeuteten. An der Spitze des Vereins, dessen Mitglieder sich bald auf 80,000 beliefen, standen Graf Kapodistrias und viele Fürsten und Groe Europas. Wie sich der Verein schnell der ganz Griechenland verbreitete, so nahm er auch bald den Charakter eines politi-scheu Bundes an; es bildete sich eine Hetrie, die es sich zur Ausgabe machte, Griechenland durch einen allgemeinen Aufstand von der Herrschaft der Trken zu befreien, und deren Mitglieder sich durch einen feierlichen Eid verpflichteten, Gut und Blut fr den heiligen Kampf einzusetzen. Die Zahl der Eingeweihten mehrte sich in berraschender Weise und belief sich bald in Konstantinopel allein auf 17,000; der Bund hatte seine Kasse und geregelte Verwaltung und in Alexander Apsilantis, der den Oberbefehl der das erst zu schaffende Heer bernehmen sollte, ein begeistertes Haupt. Alexander stammte aus einem srstlichen Geschlechte in der Moldau, das unter dem trkischen Despotismus schon mannigfache Drangsale erduldet hatte. Durch Tapferkeit und *) Rhigas' begeisterter Ruf an die Palikaren war nicht umsonst erklungen; Heran, Palikaren, nicht lnger getrumt. Wie die Leuen in Klften und Engen, Nicht lnger in den Verstecken gesumt, Die Sclavenketten zu sprengen. Ein Tag der Freiheit ist viel mehr werth, Als hundert Jahre mit Ketten beschwert!"

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 53

1877 - Oldenburg : Stalling
53 dieser Unglcklichen lebten noch am folgenden Tage, und ihr grliches Jammergeschrei mischte sich mit dem Jubelrufe der Trken. Abends machten sie auf einem Platze ein groes Feuer an, bohrten den Griechen ihre glhenden Ladestcke in den Leib, zogen ihnen glhenden Draht durch Nasen und Ohren, oder streckten ihnen unter kanibalischem Jauchzen Hnde und Fe in die Flammen. Der neue Tag brachte neue Martern; man nagelte die Griechen mit den Ohren auf einen Tisch, fllte ihnen den Mund mit brennenden Kohlen, warf den Mttern entrissene und an die Bajonette gespiete Suglinge in die Flammen; endlich wurden achtzig Spiee aufgerichtet und Griechen darauf gespiet, da ihr Jammergeschrei die Lfte erfllte, bis sie nach einer Stunde den Geist aufgaben. Damit endete das Morden in Kon-stantinopel, aber aller Orten sanken die christlichen Kirchen und ihre Priester wurden dem Tode geweiht. Vergebens suchten die europischen Gesandten den Divan zu milderen Maregeln zu bestimmen; der russische Gesandte Straganoff protestirte gegen die Verletzung frherer Vertrge zu Gunsten der Christen, aber Beleidigungen des Pbels und Zerstrung eines russischen Gesandtschaftshotels waren die Antwort, und Straganoff mute zuletzt nach Odessa flchten und allen Ver-kehr mit der Pforte abbrechen. Diese blutigen Gruel, weit entfernt, den Aufstand zu dmpfen, fachten allenthalben die Gluth der Verzweiflung und der Rache an. Schon im Mrz hatten die freiheits-stolzen, unbezwungenen Mainoten, die Nachkommen der alten Spartaner in Lakonien, unter Mauromichali, Kolokotronis und anderen Fhrern die Fahne des Aufstandes aufgepflanzt und durch ein feierliches Hochamt die Erffnung des heiligen Kampfes angekndigt. Vor allen war es Theodor Koloko-tronis, dessen Willenskraft und entschiedene Persnlichkeit seinen Schaaren unbedingtes Vertrauen einflte. Den Mai-noten folgten die Inseln Spezzia, Hydra und Jpsara, die gegen 200 grere und kleinere Fahrzeuge besaen. Obgleich weniger als die brigen Griechen vom trkischen Drucke heim-gesucht und von manchen Lasten befreit, wollten sie doch ihre Abhngigkeit nicht lnger ertragen, und zogen durch ihren Freiheitssinn gleich im Anfang die Aufmerksamkeit der He-

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 55

1877 - Oldenburg : Stalling
55 Helm Mller ri durch seine klangvollen Griechenlieder das deutsche Volk hin, und der wrtembergische General Normann fhrte die ersten Schaaren der Philhellenen nach Griechenlands Boden und bildete daraus regelmige Truppen. Aber freilich eine gewisse Tuschung schlich sich hierbei ein: die Griechen waren nicht mehr jene Hellenen der echt classischen Zeit; Habsucht, Eigennutz, Undank und Zwietracht waren herrschende Untugenden. Die Schiffe der griechischen Inseln, welche das Meer von den Dardanellen bis nach Kreta und Kypros hin durchkreuzten, hatten bereits eine Reihe glcklicher und beutereicher Unter-nehmungen durchgefhrt, als das entsetzliche Blutbad von Chios die Anfnge griechischer Unabhngigkeit auf der klein-asiatischen Kste wieder zerstrte. Die Bewohner der Insel Chios hatten bis dahin, im Bewutsein der Unzulnglichkeit ihrer Krfte, am Aufstande keinen Antheil genommen; erst im Mrz 1822, als eine kleine samische Flotte gelandet war, erhoben sich auch die Chioten, und die wenigen Trken, deren Moscheen in Brand gesteckt waren, zogen sich in die Festung zurck. Aber es folgte ein grlicher Umschlag. Der Kapudan Pascha (Gro-Admiral) erschien mit der groen trkischen Flotte, während gleichzeitig ein anderes trkisches Heer von Kleinasien aus nach Chios bergesetzt war. Die amter zogen sich zurck, die Chioten wurden nach einem Kampfe, der den Trken 5000 Mann kostete, berwunden, und nun begann ein entsetzliches Morden. Fast die ganze mnn-liche Bevlkerung fiel unter den Sbeln der Osmanen, Frauen und Kinder wurden in die datieret gefhrt, 20,000 Menschen sollen in wenigen Tagen umgekommen, 45,000 in die Knechtschaft fortgeschleppt sein. Weit und breit war das Meer von den Leichnamen der Gemordeten bedeckt, und selbst der englische Minister Castlereagh (bergt Vi.) schauerte zusammen, als die blutigen Schatten von Chios drohend vor seine Seele traten. Die herrliche Insel war in eine Wste verwandelt. Bei der Kunde von diesen Grueln stie die gebildete Welt einen Schrei des Entsetzens aus, und eine Zeitung in Konstantinopel schrieb damals: Es gibt nicht genug Thrnen, um das Schicksal von Chios zu beweinen!" Kaum war diese Kunde nach Hydra gelangt, als Kon-

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 57

1877 - Oldenburg : Stalling
- 57 - aber Markos Bozzaris berfiel ihn und richtete unter seinen Truppen ein solches Blutbad an, da er keinen Angriff auf die Stadt wagte; doch der tapfere Bozzaris war im Kampfe gefallen und ward in Missolunghi feierlich begraben. Endlich hatte Mehemed Ali, Pascha von Aegypten, dem Ansuchen des hartbedrngten Sultan Mahmud willfahrt und ihm seinen Sohn Ibrahim mit einem Landheere von 20,000 Mann und einer Flotte von 150 Kanonen zu Hlfe gesandt. Im Mrz 1825 landete Ibrahim Pascha mit seinen Truppen im Peloponnes, erstrmte ungeachtet der Anstrengungen der Griechen Navarin, das von Maurokordatos vertheidigt wurde, und unterwarf unter barbarischen Verwstungen fast die ganze Halbinsel. Whrend unter den Fhrern Zwietracht und Zer-Wrfnisse herrschten, und die Regierungsmitglieder in Partei-ungen zerfielen, war Reschid Pascha von Norden her eingedrun-gen. belagerte das heldenmthig vertheidigte Missolunghi und vereinigte sich im Ansang des Jahres 1826 mit Ibrahim. Wenn auch alle Strme abgeschlagen wurden und Kanaris und Miaulis den Feinden schweren Schaden zufgten und wieder-holt Lebensmittel in die Stadt brachten, so gelang es doch Ibrahim im Mrz 1826 den Belagerten die Verbindung mit der See abzuschneiden, und bald wthete in der Festung ent-setzlicher Mangel. Was dem Trkenschwerte entging, erlag dem Hungertode. Als die Belagerten auf keiner Seite ein Mittel der Rettung sahen, faten sie einen verzweifelten Ent-schlu. In der Nacht vom 23. auf den 24. April machten sie einen Ausfall in dichtgeschlossener Colonne, Weiber, Kinder und Greise in der Mitte. Dem ersten, 3000 Mann starken Haufen gelang es, sich durch den Feind Bahn zu brechen, um das Gebirge zu erreichen; ein zweiter Haufe aber fiel unter dem Schwerte, und 4000 Weiber und Kinder wurden in die Sclaverei abgefhrt. Als die Trken in die Stadt drangen, legten die Griechen Feuer an ihre Pulverminen und sprengten sich sammt den Trken in die Luft. Missolunghi war ein Schutthaufe, und Griechenlands Sache schien mit seinem Falle verloren. Da England unter seinem freisinnigen Minister Canning den Griechen noch immer die meiste Theilnahme geschenkt hatte, so beschlossen diese die Vermittlung des englischen Ministers anzurufen, als ein Er-

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 63

1877 - Oldenburg : Stalling
63 - Silistria ergab. Vier Wochen spter berstieg er mit seinen Russen das Balkangebirge, das seit dem Dasein des Trken-reiches fr dessen unersteigliche Grenzmauer galt, wofr ihn sein Kaiser mit dem Titel Sabalkanski ehrte. Am 20. Au-gust erreichten die Russen Adrianopel: und die zweite osma-nische Hauptstadt fiel ohne Schwertstreich in ihre Hnde. Auch die russische Flotte hatte an der Kste des schwarzen Meeres mehrere Punkte genommen, und Graf Paskewitsch Erzerum, die Hauptstadt des trkischen Armeniens, erobert. Der letzte Tag der osmanischen Herrschaft schien gekommen: da, als die Russen schon Konstantinopel bedrohten, schlo endlich der Sul-tan unter preuischer Vermittelung mit Rußland den Frieden zu Adrianopel (14. Sept. 1829). Die Pforte trat an Ru-land die an der Donaumndung liegenden Inseln, in Asien die Stadt Achalzik mit einem kleinen Landgebiete ab, und zahlte zur Entschdigung fr die Kriegskosten eine bedeutende Summe; sie gestattete freie Fahrt auf der Donau und durch die Strae der Dardanellen. Die Moldau, Walachei und Serbien blieben zwar der Pforte zinspflichtig, traten aber unter Rulands Protectorat, so da wichtige Vernderungen stets an dessen Zustimmung geknpft waren. Hinsichtlich Griechenlands erklrte die Pforte, da sie den Bestimmungen Rulands, Englands und Frankreichs beitreten, werde. Schon im Jahr 1828 war eine franzsische Flotte unter Marschall Maison im Peloponnes gelandet und hatte Ibrahim Pascha, nachdem er der drei Jahre diesen classischen Boden barbarisch verwstet, mit leichter Mhe nach Aegypten zurckgewiesen. So war denn die Unabhngigkeit Griechenlands errun-gen. Der neue Staat umfate auer dem Peloponnes das ganze Hellas und einen Theil Thessaliens, nebst der Insel Euba und den Cykladen. Leider aber erhob nun, wo die Freiheit errungen war, die Zwietracht im Innern des Landes ihr Haupt; man beschuldigte den Prsidenten Kapodistrias, der sich durch strenge Verwaltung verhat gemacht, des Strebens nach erblicher Herrschaft, und der ungebundene Trotz der Griechen machte sich in Aufstnden Luft. Eine Conferenz der drei Mchte zu London (8. Febr. 1830) ordnete die Verhltnisse dahin, da Griechenland zu einem erblich monarchi-

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 54

1877 - Oldenburg : Stalling
54 trie auf sich. Frauen und Jungfrauen zogen in den Kampf, und das Beispiel der heldenmthigen Bobolina von der Insel Spezzia, die, nachdem sie ihren Gatten und zwei Shne im heiligen Kriege verloren, ein Schiff ausrstete und, eine zweite Artemisia, es selbst befehligte, steht nicht vereinzelt da. Allenthalben wurden die Trken in den festen Pltzen ein-geschlossen. Die Gruelthaten der Osmanen hatten auch die Wuth der Griechen angefacht, die, wo sie siegreich auftraten, Männer, Weiber und Kinder der Trken ohne Erbarmen niedermetzelten. So sollen, als Tripolizza, die Hauptstadt Morea's, in ihre Hnde fiel, 8000 Trken ermordet worden sein. Ueberhaupt trug der Krieg auf beiden Seiten einen barbarischen Charakter. Der eben so tapfere als listige Odysseus, der erst spter sein Vaterland verrieth, bernahm den Oberbefehl in Thessalien, Fürst Maurokordatos in Al-banien. Im mittleren und nrdlichen Griechenland war das Glck entschieden auf trkischer Seite, da es dem Chur-schid Pascha gelang, den Pascha von Janina zur Uebergabe zu zwingen, worauf derselbe sofort enthauptet ward (Januar 1822); aber ein Versuch Churschid's, mit bedeutenden Streit-krften durch die Thermopylen zu dringen, scheiterte an der Tapferkeit des Odysseus, der, ein zweiter Leonidas, den ber-legenen Angriff mit einer Handvoll Leute zurckschlug. Die christlichen Mchte lieen den bedrngten Griechen keine Untersttzung zukommen. Unter Metternichs unseligem Einflsse sahen sie in dem griechischen Aufstande nur eine strfliche Revolution gegen den rechtmigen Herrn, wie sie in Spanien und Italien damals auftauchte und niedergedrckt wurde. Um so hher stieg die Begeisterung fr die Unglck-lichen Hellenen und ihre heldenmtige Erhebung bei denvlkern; in vielen Staaten bildeten sich Hellenenvereine, um mit Geld, Waffen und Bedrfnissen aller Art die Griechen zu unter-sttzen. Die Begeisterung ward getragen durch die aus den Werken der alten Hellenen geschpfte Bildung: im Hinblick auf die erhabenen Gestalten eines Sokrates und Plato, eines Miltiades, Aristides und Themistokles widmete der geniale englische Dichter Lord Byron der griechischen Freiheit seine schwungvollen Lieder, sein Geld und seine Tapferkeit, der Genfer Eynard seine Geldsummen: der deutsche Dichter Wil-

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 64

1877 - Oldenburg : Stalling
64 - schen Staate erklrt ward, und trug dem Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg die Krone an, der sie zwar anfangs an-nahm, dann aber Verzicht leistete (Mai 1830), als die Griechen mit den Grenzbestimmungen des neuen Staates unzufrieden waren, und die Mittheilungen des Grafen Kapodistrias der die griechischen Zustnde ihn abschreckten. Neue Auf-stnde erhoben sich; die Stellung des Prsidenten wurde immer schwieriger, der Brgerkrieg entbrannte zu Wasser und zu Lande; und Miaulis sprengte (Aug. 1831) bei der Insel Pors (Calauria) die griechische Flotte in die Luft, um sie nicht in die Hnde der Regierung fallen zu lassen. Der Ha gegen den Prsidenten stieg immer mehr, und am 9. Dct. 1831 ward er zu Nauplia beim Gang in die Kirche durch die Br-der Konstantin und Georg Mauromichalis meuchlings getdtel. Nach seiner Ermordung wtheten die Parteikmpfe noch rger, und erst im Mai 1832 ernannten die Schutzmchte den Prin-zen Otto von Baiern zum König, eine Kunde, die mit allge-meinem Jubel begrt ward. Doch erst im Februar 1833 erschien der junge König mit der während seiner Minderjh-rigkeit eingesetzten Regentschaft und bairischen Truppen in Nauplia, wo ihm die griechische Nationalversammlung freudig huldigte.*) *) Die Schutzmchte gewhrten der neuen Regierung eine Anleihe von 60 Mi. Fr. Die Regentschast, zu welcher Graf von Annans-perg, Staatsrath von Maurer und General Heidegg gehrten, suchte eine geordnete Verwaltung und einen gesetzlichen Zustand herbnzu-fhren. Am 1. Juni 1835 bernahm König Otto selbst die Regierung, und die Residenz ward nach Athen verlegt. Im Jahr 1843 wurde er zur Ertheilung einer Verfassung gezwungen. Auch die kirchlichen Verhltnisse wurden geordnet, indem der Patriarch zu Kon-stantinopel die griechische Kirche als Schwesterkirche unter selbststndiger Leitung der Synode zu Athen anerkannte. Die Versuche des fanati-schen Mnches Christophoros Papnlakis, das Volk gegen die Trennung der Kirche von Konstantinopel aufzuwiegeln, riefen 1852 hier und da Bewegungen hervor, aber Christophoros wurde in einer Hhle des Taygetos gefangen genommen und nach Athen gebracht.

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 297

1877 - Oldenburg : Stalling
297 Erwartungen der nationalen Partei nicht erfllen. Die Er-regung unter den Griechen war während des Krimkrieges, von dem sie den Untergang der Trkei erwarteten, so mch-tig, da Frankreich und England es fr nthig hielten, meh-rere Punkte Griechenlands, sogar den Pirus, mit ihren Truppen zu besetzen. Whrend man an König Otto Forde-rungen stellte, deren Erfllung fr ihn eine Unmglichkeit war, verga man, da das Land unter seiner Regierung in mancher Beziehung Fortschritte gemacht hatte. Der italienische Krieg von 1859, der im Sinne des Nationalittsprincips entschieden wurde (vgl. Xxii.), fachte die nationalen Bestre-Bungen der Griechen, die alle ihre Stmme zu einem Ein-heitsstaate verbunden sehen wollten, in demselben Mae an, als die Popularitt König Otto's sank. Auch die Knigin Amalie, eine geborene oldenburgische Prinzessin, wurde von dem Hasse, den die nationale Partei gegen Otto hegte, be-troffen. Im Februar 1862 brach in Nauplia eine Militrrevolte aus; sie wurde unterdrckt, und die Theilnehmer begnadigt. Aller Milde ungeachtet dauerte die Ghrung im Innern fort. Als der König mit seiner Gemahlin im October den Peloporntes bereiste, brach in Bonizza (Akarnanien) und Patras ein Aufstand aus, und in Athen machten die Truppen mit den Aufstndischen gemeinsame Sache. Eine provisorische Regierung sprach die Thronentsetzung des Knigs Otto und die Berufung einer Nationalversammlung aus. Als der Kmg bei Salamis erschien, war die Revolution in Athen schon vollendet, und er entschlo sich, nach Baiern zurckzukehren, ohne jedoch auf die griechische Krone Verzicht zu leisten. Nachdem andere Fürsten die Wahl abgelehnt, wurde am 30. Mrz 1863 der zweite Sohn des Prinzen Christian von Dnemark, des designirten Nachfolgers des Knigs Fried-rich Vii. von Dnemark, erwhlt. Der neue König sollte den Namen Georg I. annehmen. England begnstigte die Wahl und berlie ihm des Nationalittsprincips wegen die joni-schert Inseln, was bei den Griechen ein gnstiges Vorurtheil fr ihn erweckte. Ein Aufstand auf der Insel Candia(l866 und 1867) lie die Griechen die Hoffnung fassen, diese Insel den Trken zu entreien; Georg I. hinderte die Freischaaren-zge nicht, wurde aber von den Mchten, die iim Januar
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